In einem verschneiten Wald, zwischen Tannen und Sträuchern, steht ein einsamer Schneemann. Er ist weit und breit der einzige Schneemann. So gerne würde er andere Schneemänner kennenlernen, aber im Wald wohnen nur Rehe und Igel und Hasen.
Also beschließt der einsame Schneemann, auf eine Wanderung zu gehen, um andere Schneemänner zu finden. Er läuft immer der Nase nach durch den Wald. Er weiß, dass bald Weihnachten ist, denn es schneit sehr doll. Ein Rabe erzählt ihm, dass die Menschen im Dorf jedes Jahr zu Weihnachten ganz viele Schneemänner bauen und in ihre Vorgärten stellen. Das wären eine Menge Freunde für den einsamen Schneemann! Er möchte jetzt unbedingt ins Dorf und alle kennenlernen. Der Rabe schickt ihn in die richtige Richtung und der Schneemann gibt ihm zum Dank seine Zweig-Arme, denn der Rabe muss sein Nest noch für den Winter warm machen.
Der einsame Schneemann wandert die ganze Nacht hindurch. Auf einer Lichtung trifft er ein kleines Rehkitz, das müde im Schnee liegt. Es erzählt dem Schneemann, dass es nicht genug zu Essen gefunden hat und deswegen eine Pause machen musste, jetzt findet es den Rest der Herde nicht mehr. Der einsame Schneemann gibt dem hungrigen Rehkitz seine große Karottennase, damit es wieder auf die Beine kommt. Der Schneemann wandert weiter durch den Wald und lässt sich den vollen Mond auf den Kopf scheinen.
Schon fast am Waldrand angekommen, sieht der einsame Schneemann zwei kleine Eichhörnchen auf einem Baustamm sitzen. Die Eichhörnchen erzählen dem Schneemann, dass sie sich ganz furchtbar langweilen, denn es gibt im Winter nicht viel zu erleben im Wald. Also gibt der Schneemann den kleinen Eichhörnchen auch noch die Kieselsteine von seinem Mund, damit sie damit spielen können. Die kleinen Eichhörnchen sind sehr glücklich und verschwinden mit ihren neuen Spielsachen im Unterholz.
Im Licht der ersten Sonnenstrahlen kommt der einsame Schneemann endlich im Dorf an. Erschöpft wie er ist und ohne Arme, Nase und Mund, schafft er es gerade noch in den ersten Vorgarten, bevor er müde einschläft. Ein paar Stunden später wird er von lachenden Kindern geweckt. Zwei kleine Menschen laufen um ihn herum. Sie wundern sich über den plötzlich aufgetauchten Schneemann, aber freuen sich sehr über ihn. So sehr, dass sie beschließen, jeweils noch einen Schneemann zu bauen. Es dauert den ganzen Nachmittag, aber am Ende hat der einsame Schneemann endlich zwei Freunde!
Sofort berichtet er den beiden neuen Schneemännern davon, wie er aus dem tiefen Tannenwald bis in das Dorf gekommen ist, um andere Schneemänner kennenzulernen. Die beiden neuen Schneemänner hören ihm staunend bei seinen Geschichten zu, sie kennen ja nur das Dorf, in das sie als Schneeflocken hineingefallen sind, Also erzählen sie dem Schneemann aus dem Wald von den netten Kindern, die in dem Haus wohnen und jeden Tag zum Spielen in den Schnee hinauskommen.
Eins der Kinder läuft ins Haus und kommt mit einer wunderschönen Karotte zurück, die es dem Schneemann aus dem Wald ins Gesicht drückt. Endlich hat er wieder eine Nase! Im Garten finden sich auch genug Steinchen und zwei schöne Äste und bald schon ist der Schneemann wieder wie neu. Er redet noch den ganzen Tag mit seinen neu gewonnenen Freunden, bis die Sonne untergeht.
Im ersten Licht des Mondes schaut der Schneemann zurück zum nahen Wald. Zwischen den ersten Bäumen sieht er den Raben, das Rehkitz und die beiden kleinen Eichhörnchen, die ihm zuwinken.
Der Schneemann, der jetzt nicht mehr einsam ist, winkt zurück und denkt bei sich, dass er vielleicht nie wirklich einsam war.