Der Fall des verschwundenen Spinats

Horsti Hase freut sich schon den ganzen Tag auf sein Mittagessen. Er ist ganz früh am Morgen, als die Sonne gerade noch am Aufgehen war, auf die Felder gehoppelt und hat so viel Spinat gesammelt, wie seine kleinen Hasenpfoten tragen konnten. Jetzt liegt ein riesiger Haufen leckerer Spinat in seiner Küche, der wirklich ausgezeichnet aussieht. Horsti Hase ist schon ein paar Mal um den Tisch mit dem Spinat herumgeschlichen und hat überlegt, schon ein Blättchen oder zwei zu naschen, aber hat sich jedes Mal zurückgehalten.

Horsti ist ein begeisterter Koch. Viele Hasenfreundinnen und Hasenfreunde von ihm essen ihr Gemüse gerne roh und einfach da, wo sie es pflücken. Aber Horsti Hase hat eine große Küche und kennt viele Rezepte! Er kocht zum Beispiel gerne Karotten oder eine Suppe mit Kartoffeln und Erbsen. Aus jedem Gemüse kann Horsi ein leckeres Essen zaubern und er lädt die anderen Hasen und Tiere mit denn er befreundet ist oft und gerne zu sich nach Hause ein, um für sie zu kochen.

Den Spinatberg will Horsti aber ganz alleine genießen und sich den Bauch so richtig vollschlagen. Endlich ist es soweit. Kurz nachdem die Sonne den höchsten Punkt am Himmel erreicht hat, macht Horsti seinen Herd an und stellt die schwere Pfanne auf die Platte. Ganz vorsichtig trägt er den Spinat vom Tisch zur Kochstelle, damit auch kein Blatt auf den Boden fällt. Schon brutzelt der Spinathaufen auf dem Herd. Horsti Hase läuft schon das Wasser im Mund zusammen! Es passen fast gar nicht alle Spinatblätter in die Pfanne, so viel ist es.

Da fällt Horsti ein, dass er noch Kräuter im Garten pflücken wollte, damit das Essen noch besser schmeckt. Rasch hoppelt er aus der Küchentür hinaus und beginnt zu sammeln. Es dauert gar nicht lange, da kommt er mit einer guten Ausbeute an Schnittlauch, Petersilie und ein bisschen Minze zurück in die Küche. Aber was muss er da sehen?

„Oh Schreck!“, ruft Horsti Hase und lässt vor Überraschung alle seine gesammelten Kräuter fallen. Die Pfanne ist ja fast leer! Nur noch winzig kleine Spinatblätter liegen in der Pfanne. Von Horsti Hases riesigem Berg ist nichts mehr zu sehen.

„Jemand muss meinen köstlichen Spinat geklaut haben“, stellt Horsti böse fest und hüpft sofort aus seiner Haustür, um den Übeltäter zu verfolgen. Er muss gar nicht weit hoppeln, da trifft er auf Erika die Ente.

„Aha!“, ruft Horsti, „auf frischer Tat ertappt!“

„Grüß dich Horsti“, antwortet Erika unschuldig, „ertappt? Mich? Aber wobei denn?“

„Lügen ist zwecklos, Erika, ich sehe doch noch Spinat in deinem Schnabel“, ruft Horsti und zeigt auf etwas Grünes im Entenschnabel.

Erika lacht. „Aber das ist doch kein Spinat, den mag ich gar nicht.“ Sie spuckt die Pflanze aus. „Siehst du“, sagt sie, „das ist eindeutig ein Blatt von einem Löwenzahn.“

Horsti schaut genauer hin. „Tatsächlich“, murmelt er. „Entschuldige bitte, Erika, aber mir hat jemand meinen ganzen Spinat geklaut und ich bin fuchsteufelswild.“

„Das verstehe ich, da wäre ich auch böse, obwohl ich Spinat gar nicht mag“, sagt Erika, „viel Erfolg auf der Suche nach dem Verbrecher!“

Hastig hoppelt Horsti Hase weiter, um dem Dieb nicht noch mehr Vorsprung zu lassen. Da sieht er hinter einem Buch den Maulwurf Mario über etwas gebeugt sitzen.

„Mario, was hast du denn da? Doch nicht etwa meinen Spinat?“, fragt Horsti ihn.

„Spinat? Nein, ich habe keinen Spinat“, antwortet Mario, „nur ein paar besonders schöne Steine, die ich heute ausgegraben habe, willst du mal sehen?“

Horsti seufzt. Inzwischen hat er die Verfolgung aufgegeben, er hätte wohl noch schneller sein müssen.

„Na klar“, sagt Horsti Hase also, „zeig mal deine Steine her.“

Tatsächlich sind Marios Steine sehr schön. Sie haben die buntesten Farben und sind alle total glatt und rund, sie fühlen sich toll in Horstis Pfoten an.

„Weil du so traurig bist, kannst du einen Stein behalten“, sagt Mario.

„Wirklich? Das ist ja lieb von dir“, freut sich Horsti und sucht sich einen feuerroten Stein aus, bevor sich die beiden Freunde voneinander verabschieden. Bevor Horsti zurück nach Hause hüpft, schaut er noch einmal auf dem Spinatfeld vorbei. Dort trifft er auf seine Hasenfreundin Hera, die auch gerade Spinat sammelt.

„Sei vorsichtig mit dem Spinat, Hera“, warnt Horsti sie, „es sind Diebe unterwegs!“

„Diebe?“, wundert sich Hera, „aber wer klaut denn Spinat?“

„Keine Ahnung, ich habe versucht, die Verfolgung aufzunehmen, aber ich war wohl zu langsam“, sagt Horsti. „Ich wollte mir einen Haufen Spinat kochen und als ich kurz weg war, ist kaum etwas übrig geblieben.“

„Kochen?“, fragt Hera, „du hast also den Spinat in die Pfanne getan?“

„Genau“, sagt Horsti und Hera fängt an zu lachen. „Was ist denn so lustig?“

„Ich zeige es dir nachher“, sagt Hera, „hilf mir jetzt lieber beim Pflücken.“

Zusammen sammeln die beiden Hasen noch viel mehr Spinat, als Horsti selber hatte. Auf dem Weg in seine Küche passt er ganz genau auf, dass keine Diebe im Gebüsch lauern.

„Jetzt pass mal auf“, sagt Hera, als sie am Herd angekommen sind. Sie wärmt die Pfanne auf und legt ein paar Blätter hinein. Horsti beobachtet, wie der Spinat total schnell zu schrumpfen beginnt!

„Was soll das denn?“, wundert er sich.

„Das ganze Wasser im Spinat verdampft“, erklärt Hera ihm, „deswegen wird er ganz klein! Niemand hat deinen Spinat geklaut, er ist einfach nur winzig geworden.“

Jetzt muss auch Horsti lachen. „Dann muss ich wohl noch viel mehr pflücken beim nächsten Mal!“

„Vielleicht“, sagt Hera, „aber wir machen aus dem Spinat hier jetzt einfach einen leckeren Salat, dabei schrumpft nämlich gar nichts.“

„Einverstanden“, sagt Horsti, „ich gehe schon mal in den Garten und pflücke ein paar Kräuter.“