Die Sonne scheint heißt auf eine kleine Stadt inmitten von grünen Feldern. Auf den Weiden stehen Kühe und Pferde und kauen gemütlich ihr Gras. In dieser Stadt wohnt Lasse der Cowboy, der von allen „Lasso Lasse“ genannt wird, denn niemand im ganzen Land kann so geschickt mit dem Lasso umgehen wie Lasso Lasse.
Schon früh am Morgen, direkt nach dem Aufwachen, schwingt Lasso Lasse sein Lasso und schnappt sich mit dem Seil seine Zahnbürste aus dem Schrank. Lasse kann einfach alles mit seinem Lasso fangen. Beim Frühstück ziel er ganz genau, wirft sein Lasso und angelt sich die Marmelade aus der Küche, ohne aufzustehen. Lasse findet, sein Lasso ist einfach wie ein verlängerter Arm, mit dem man alles machen kann.
Die Leute in der kleinen Stadt bitten Lasso Lasse oft um Hilfe.Einmal sitzt er auf der Wiese unter einem Baum und malt mit seinem Lasso Bilder in die Luft. Da kommt die Bäckerin aufgeregt zu Lasso Lasse gerannt.
„Lasso Lasse, wir brauchen deine Hilfe“, ruft die Bäckerin außer Atem.
Lasse wirft sein Lasso um einen Ast vom Baum und zieht sich an dem Seil auf die Beine.
„Na klar, ich helfe euch“, sagt Lasse, „was ist das Problem?“
„Das Mühlrad ist stehen geblieben und niemand schafft es, dass es sich wieder bewegt!“
„Schauen wir es uns mal an“, sagt Lasse und begleitet die Bäckerin zur Mühle, wo der Müller schon am Mühlrad auf sie wartet.
„Lasse, gut, dass du da bist“, freut sich der Müller. „Im Mühlrad stecken drei Steine fest, also dreht es sich nicht. Es ist zu gefährlich, die Steine mit der Hand herauszuziehen, schaffst du es mit deinem Lasso?“
Lasso Lasse lacht: „Mit meinem Lasso schaffe ich alles!“
Lasse kneift zum Zielen sogar extra ein Auge zu, damit er auch ja nicht daneben wirft. Dann fliegt das Lasso durch die Luft und zieht den ersten Stein aus dem Mühlrad. Die Bäckerin und der Müller jubeln.
Der zweite Stein ist nicht so einfach zu erreichen wie der erste, weil er fast ganz unter Wasser liegt. Lasse muss sich sehr konzentrieren, aber er schafft es beim ersten Versuch! Das Seil legt sich um den Stein und mit einem festen Ruck kann Lasse ihn aus dem Wasser ziehen.
„Jetzt fehlt nur noch ein Stein“, freut sich der Müller, „dann kann die Mühle wieder arbeiten!“
Der dritte Stein ist einfach zu treffen. Ganz entspannt wirft Lasse sein Lasso, aber der Stein sitzt zu fest! So sehr Lasse auch zieht, er schafft es nicht, den Stein herauszuziehen.
„Oh nein“, klagt die Bäckerin, „wenn wir den Stein nicht herausbekommen, war die ganze Mühe umsonst!“
Aber Lasso Lasse hat eine Idee. Schließlich hat er seinen Spitznamen nicht umsonst. Geschwind zaubert er aus seinem Rucksack ein zweites Lasso hervor und wirft auch das um den Stein. Das erste Lasso gibt er dem Müller und der Bäckerin in die Hände und das zweite greift Lasse selbst. Dann zählt er herunter:
„Fünf, vier, drei, zwei eins, jetzt!“
Mit vereinten Kräften reißen die drei an den Seilen. Erst sieht es so aus, als würde sich der Stein immer noch nicht rühren, aber dann wackelt er und fliegt schließlich in hohem Bogen aus dem Mühlrad heraus und landet auf der Wiese. Lasse, die Bäckerin und der Müller plumpsen auf ihre Hintern.
„Geschafft“, freut sich die Bäckerin.
„Das war der letzte Stein“, nickt Lasse.
„Schaut mal, das Mühlrad!“, ruft der Müller und zeigt zum Fluss.
Tatsächlich! Knirschend und quietschend setzt sich das große Holzrad langsam aber sicher in Bewegung. Nur ein paar Minuten später läuft es wieder genau so schnell wie vorher.
„Tausend Dank, Lasso Lasse“, sagt der Müller und schenkt Lasse zum Dank einen schönen Wanderstock, den er selbst geschnitzt hat.
„Das hast du wunderbar gemacht“, sagt auch die Bäckerin und gibt Lasse ein lecker duftendes Brot.
„Ach was“, sagt Lasse, „ich habe nur gemacht, was ich am liebsten mache: mein Lasso werfen.“
Lasse, die Bäckerin und der Müller lachen, dann verabschiedet sich Lasse und macht sich auf den Heimweg. Das Mühlrad zu reparieren war anstrengend, jetzt will er nur noch auf der Wiese vor seinem Haus unter dem Baum liegen und träumen – natürlich davon sein Lasso zu werfen.