Delfine sind sehr geschickte Tiere, das weiß jeder. Sie können zum Beispiel super einen Ball auf der Schnauze balancieren und ganz hoch aus dem Wasser springen. Sie sind die schnellsten Schwimmer und stoßen sich trotzdem nie, wenn sie unter Wasser zwischen den Korallen und Steinen hindurchschwimmen. Alle Delfine sind so geschickt, außer Sophia. Sophia fallen ständig Sachen herunter und andauernd stößt sie sich beim Schwimmen die Flossen und den Kopf. Einmal wollte Sophia mit den anderen Delfinen aus dem Wasser springen und ist dabei sogar mit einer Möwe zusammengestoßen. Sophia ist der tollpatschigste Delfin der Welt und ständig geht ihr irgendetwas schief. Den halben Tag verbringt Sophia deshalb immer damit, sich zu entschuldigen, zum Beispiel weil sie beim Schwimmen einen Fisch angerempelt hat.
Heute ist Sophia bei ihrer Freundin Gesine der Qualle zu Besuch. Bei Gesine zu Hause ist ganz viel Platz, deswegen muss sich Sophia keine Sorgen machen, gegen irgendetwas gegenzuschwimmen. Gesine und Sophia sind im Wohnzimmer und trinken Algentee. Der Algentee von Gesine schmeckt immer am besten, deswegen ist Sophia so gerne bei ihr zu Besuch.
„Ich liebe deinen Tee, Gesine“, sagt Sophia und nimmt einen großen Schluck.
„Mit dir trinke ich auch am liebsten Tee“, sagt Gesine. „Hast du einen blauen Fleck auf der Rückenflosse?“
„Ja“, seufzt Sophia, „heute Morgen beim Aufstehen habe ich mich vor einer Muschel erschrocken und mich dann gestoßen.“
„Du arme“, sagt Gesine, „du tust dir aber auch wirklich ständig weh, du Tollpatsch.“
Sophia muss lächeln, sie findet es zwar selber doof, dass sie so ungeschickt ist, aber wenn Gesine sie Tollpatsch nennt, dann klingt das trotzdem immer irgendwie lieb.
Auf einmal klopft es an der Tür. Es ist Giselas Freund Jörn der Aal.
„Giselia, ich brauche ganz schnell deine Hilfe“, ruft Jörn, „mein Kuscheltier ist in ein Loch gefallen und niemand kommt ran.“
„Ich helfe dir“, sagt Gisela sofort. Als Qualle kann sie sich nämlich in jede noch so kleine Öffnung quetschen. „Warte einfach kurz hier, Sophia, ich bin bald wieder da.“
„Kein Problem Gisela“, sagt Sophia, „viel Erfolg!“
Gisela verschwindet mit Jörn und Sophia bleibt alleine zurück. Gisela ist immer so nett zu allen, findet Sophia. Sophia ist natürlich auch nie gemein, aber sie kann nicht immer so gut helfen, weil sie Angst hat, alles noch schlimmer zu machen. Jetzt möchte sie aber etwas gutes für Gisela tun, weil die immer so nett zu Sophia ist. Sophia überlegt und schaut sich um. Giselas Wohnung ist wie immer super geputzt. Da fällt Sophias Blick auf Giselas hübsche Teekanne.
„Ich habs“, freut sich Sophia, „ich werde für Gisela die Teekanne sauber machen!“ Sophia ist sehr zufrieden mit sich, da wird Gisela sich bestimmt freuen, wenn sie nach Hause kommt. Vorsichtig nimmt Sophia die Teekanne und schwimmt in Richtung Küche. Kurz bevor sie da ist, bemerkt sie aber ein neues Bild an Giselas Wand und ist kurz abgelenkt. Schon ist das Missgeschick passiert! Sophia schaut nicht mehr genau, wo sie hinschwimmt und streift ein Regal mit der Flosse.
KLIRR
Die schöne Teekanne fällt Sophia runter und zerbricht auf dem Boden. Sophia kann es nicht glauben. Sie wollte doch nur etwas nettes für Gisela tun und jetzt ist ihre schöne Teekanne kaputtgegangen. Schnell sammelt Sophia die Scherben auf und holt Klebstoff aus Giselas Schublade. Vielleicht kann sie die Kanne ja noch retten! Aber Sophia muss sich beeilen, schließlich kann Gisela jeden Augenblick wieder zu Hause sein. Sophia klebt mit großer Konzentration die Scherben aneinander, aber irgendwo muss ihr schon wieder ein Missgeschick passiert sein, denn am Ende ist der Hals der Teekanne an der ganz falschen Stelle. Da hört sie auch schon, wie die Tür aufgeht und Gisela wieder nach Hause kommt.
„Huhu Sophia, ich bin wieder da“, ruft Gisela, „ich habe Jörns Kuscheltier gerettet!“
Sophia schaut betreten zu Boden. „Gisela, ich muss dir was beichten“, sagt sie.
„Was ist denn passiert?“, fragt Gisela.
Sophia schwimmt zur Seite und gibt den Blick auf die Teekanne frei.
„Ich habe deine schöne Teekanne kaputtgemacht, es tut mir so leid“, sagt Sophia traurig.
Gisela lacht. „Ach Sophia, das ist gar nicht schlimm, ich finde, so sieht sie viel besser aus. Willst du noch einen Tee trinken?“
„Dann bist du mir gar nicht böse?“, wundert sich Sophia.
„Natürlich nicht“, sagt Gisela, „du wärst nicht mein Lieblingsdelfin, wenn du nicht ein bisschen ungeschickt bist. Dafür bist du die Netteste von allen und ich würde dich gegen niemanden eintauschen wollen!“
Sophia umarmt Gisela vor Freude und Erleichterung.
„Abwaschen werde ich wohl trotzdem nicht für dich“, sagt Sophia dann.
Gisela lacht schon wieder. „Nein, lieber nicht.“
Dann trinken die beiden noch einmal von Giselas leckerem Algentee aus der neu zusammengeklebten Kanne.